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24.11.2004
Vier Leserbriefe
zum
geplanten
vierspurigen Ausbau der B 10 zwischen Landau und Annweiler und der
Berichterstattung über die Endphase des von der Landesregierung ins Leben
gerufenen Vermittlungsverfahrens in den Rheinpfalz-Ausgaben vom 13. und 16. 11.
2004:
Den Kindern zuliebe
"Die meiste Zeit im Jahr weht der Wind in der Südpfalz von
Südwesten und bringt frische Luft von den Bergen, die auch den Dörfern
Godramstein, Siebeldingen und Albersweiler zugute kommen sollte. Doch täglich
mischen auf der B 10 über 30.000 Auspuffrohre - nach dem vierspurigen Ausbau der
B 10 werden es über 50.000 Auspuffrohre sein - schädliche Abgase dieser
Frischluft zu, und dieses Gemisch erreicht die Lungen der Menschen, die sich in
den genannten Orten aufhalten. Sicher wird man entgegenhalten, dies sei nicht so
schlimm und Menschen würden solche Belastungen aushalten und anderswo wär"s noch
schlechter mit der Atemluft. Aber allein schon das Bewusstsein, hinter einer
Frischluftbarriere leben zu müssen, mindert die Lebensqualität. Den Menschen,
insbesondere den Kindern zuliebe, muss eine Forderung lauten:
Nicht mehr, sondern weniger
Verkehr auf der B 10!"
Walter Gröschel, Landau
Man muss
den Initiativen danken
"Schön in der ¸¸Toskana Deutschlands" zu leben. Jetzt bekommen
wir sogar noch eine Politik zu spüren, die ihresgleichen selbst jenseits der
Alpen sucht. Die Salamitaktik, mit der hier den Anwohnern geschadet wird, ist
nicht mehr zum Aushalten. Die Arroganz, mit der die verantwortlichen Politiker
hier aufziehen, ist durch nichts mehr zu Toppen. (...) Ich bin sehr böse auf das
Vorgehen unserer Politiker und verwundert über einige Anwohner, die es immer
noch nicht geschnallt haben, dass sie sich noch stärker engagieren und wehren
müssen, damit die Politiker vielleicht doch noch zur Vernunft kommen.
Es kann doch nun wirklich nicht mehr sein, dass man diesen fadenscheinigen
Argumenten der Befürworter (... es geht um Arbeitsplätze in der Westpfalz ...
glaubt dieses Märchen etwa wirklich jemand?) nicht Paroli bietet, wo es nur
geht. Sollte es sich noch stärker abzeichnen, was die Politiker hier vorhaben,
um Interessen der Transportwirtschaft durchzusetzen, dann müssen die sich
engagierenden Initiativen unterstützt werden, wo es nur geht, nicht dass Ihnen
vielleicht im entscheidenden Moment die Puste ausgeht (bestimmt ein cleverer
Schachzug in der Salamitaktik der politisch Verantwortlichen). Dies hätte
verheerende Folgen. Man darf den Bürgerinitiativen und Umweltverbänden wirklich
jetzt schon dankbar sein, dass sie so gut informieren und auch so gute Arbeit
leisten, damit der Stand der Dinge für einen Ausbau nicht schon stärker
vorangetrieben ist. Weiter
so!"
Volker Ludwig, Birkweiler
Der
Traum geht weiter
"Wie aus verschiedenen am 13. November veröffentlichten Artikeln
unterschwellig hervorgeht, sollen die Bürgerinitiativen bereits im Rahmen des
Mediationsverfahrens in die Planung eines vierspurigen Ausbaus eingebunden sein.
Hier wird offensichtlich wieder einmal versucht, einen Sachverhalt in der
Öffentlichkeit so darzustellen, dass der Bevölkerung eines klar werden soll:
Jeder Widerstand gegen den Ausbau ist zwecklos. Sogar die Bürgerinitiativen (BIs)
haben das angeblich jetzt schon eingesehen.
Zugegeben, das haben die Politiker der Westpfälzer und unser
Landesvater, der - so behauptet er - auch für seinen Landkreis nur das Beste
will, geschickt eingefädelt.
Der Widerstand der Bürgerinitiativen ist jedoch weiterhin
ungebrochen, dies ändern auch Falschmeldungen an die und aus der Presse nicht.
Eine Mitarbeit an Planungen zum vierspurigen Ausbau war nie geplant. Die
Vertreter der BI würden im Übrigen auch gegen ihre eigene Vereinssatzung
verstoßen, würden sie sich an derartigen Planungen beteiligen. Der Widerstand
ist nicht aussichtslos, auch wenn uns die Politiker dies einzureden versuchen.
(...)Wer angesichts leerer Haushaltskassen neue Straßen baut und
dafür bereits bestehende Verkehrswege so vernachlässigen muss, dass in zehn bis
15 Jahren eine Kostenlawine auf uns zurollt, der müsste dafür schon gute
Argumente haben. Für das wichtigste Argument pro Ausbau, den prognostizierten
wirtschaftlichen Aufschwung in der Westpfalz, gibt es, nach Aussage des von den
Mediatoren engagierten Experten im Forum V (wohlgemerkt grundsätzliche Haltung
pro Ausbau) keinerlei Belege.
(...) Das Gerede vom Aufschwung wird immer wieder gerne von
Politikern verwendet, die noch nie um eine Ausrede verlegen waren, wenn dieser
nicht eintrat.
Dass die Westpfalz geschlossen und vorbehaltlos hinter ihren
Politikern steht, wird in allen Statements der dortigen Politiker zum Ausdruck
gebracht. Diese Behauptung wurde bisher jedoch noch in keinster Weise
hinterfragt, beziehungsweise bestätigt. Bestätigen kann man seitens der
Westpfalzbevölkerung höchstens, dass ein Feindbild aufgebaut wurde, das
gemeinsam bekämpft wird. Einseitige Berichterstattung, immer wieder dieselben
Phrasen vom Aufschwung, der durch einen Ausbau kommen muss. Andersdenkende
trauen sich gar nicht erst, Bedenken gegen einen Ausbau zu äußern. (...)
Natur und Umwelt des Pfälzerwaldes - auch geschützte Gebiete -
können leider ebenfalls nicht verschont bleiben. Dass die Ignoranten aus der
Vorderpfalz nicht einsehen wollen, dass auch sie Opfer für die Westpfalz bringen
müssen, macht sie zwangsläufig zu Feinden. Das bisschen Lärm, die paar
Schadstoffe müssten in Kauf genommen werden. Man kann nicht auf alle Rücksicht
nehmen. Dies haben auch die Einwohner von Rinnthal, Sarnstall und Annweiler in
den letzten Wochen erleben können und dürfen. Die nächtliche Belastung aufgrund
der Tunnelsperrung war immens, eine befristete Umleitung des Schwerlastverkehrs
über die A 6 seitens der Planer nicht gewollt, Kontrollen der auf 30 km/h
beschränkten Geschwindigkeit wohl politisch nicht geduldet. Die Politiker wollen
nur unser Bestes, wir müssen nicht zwangsläufig auch das Gleiche wollen. Auch
die in ¸¸Albersweiler, Siebeldingen und anderswo an dieser Höllenstrecke"
wohnenden Menschen wollen ohne Lärm und Gestank leben. Wenn jetzt schon kein
Geld mehr da ist für den dringend notwendigen Lärmschutz, wie wird es dann bei
einem vierspurigen Ausbau sein, der etliche Millionen verschlingen wird? Wer den
Planern Glauben schenken würde, die bereits in Zeiten vollerer Kassen nicht
alles ihnen Mögliche getan haben um Belastungen zu vermeiden, der würde nach dem
Ausbau bald schon enttäuscht sein.
Die Mediation ist bald beendet. Das Ziel der Landesregierung, die
Ausbaugegner einzulullen und mit einer angeblich ergebnisoffenen Diskussion zu
einem schnelleren Ausbau zu kommen, ist offensichtlich nicht geschafft. Die
Bürgerinitiativen haben sich seit ihrer Gründung mit Sachverstand und objektiven
Argumenten mehr und mehr als ernst zu nehmende Gegner qualifiziert. Wenn auch
die Gemeinderäte der Anwohnergemeinden weiterhin nicht durch Versprechungen,
Finanzgeschenke und auch durch Drohungen von ihrer Haltung gegen einen Ausbau
abweichen, wird diese Nuss schwer zu knacken sein.
Kein vierspuriger Ausbau der B 10
- der Traum geht weiter."
Markus Braun, Wernersberg
Genug
Straßen für jede Zukunft
"Aus der Traum interessierter Kreise, mit ihrer ¸¸Mediation" die
Lkw-Autobahn B 10 durchs Queichtal zu drücken! Aus der Traum der
¸¸Ausbaukritiker", in solch geheimer ¸¸Mediation" was bewirken zu können!
Auch aus der Traum von einer neutralen Presse? ¸¸Bröckelt" sie
nun gar vor dem ¸¸Mediations"-ziel?
Leider ja, siehe Teile des Kommentars an prominentester Stelle
der RHEINPFALZ vom 13. November (...). Und demnächst sollen sogar die
Ausbau-¸¸gegner" schuld sein, wenn es im Queichtal vor lauter Lkw-Verkehr nicht
mehr auszuhalten ist. Kommt einem schon ziemlich aberwitzig vor, diese
Argumentation.
(...) Ei, wer träumt denn immer noch, dass es in Zukunft nur um
(mehr) Kfz-Verkehr ginge? Welch wirrer Traum! Ei, wo bleiben denn nüchterne
Einsichten:
1. Der scheibchenweise B-10-Autobahn-Ausbau würde ein Dutzend
Jahre brauchen. Er wird also weder kurz- noch mittelfristig der Wirtschaft im
Raum Pirmasens nützen sondern nur anderen Interessen. Wie man den Leuten dort
was anderes vormachte: ein Meisterstück modern-medialer Volksvernebelung. Kaum
ein Dauer-Arbeitsplatz entsteht dort, wenn scheibchenweise die Strecke weiter
mit Autobahnbeton und riesigen Rampen auf ewig verhunzt wird.
2. Der Bund wird über Jahre diese sündhaft teure Autobahn nicht
finanzieren. Die regionalen Wirtschafts-, Verbands- und Politik-Starken sollten
dafür sorgen, dass die knappen Bundesmittel zumindest für vernünftige
Alternativen herausgeholt werden. Von wegen das ¸¸ginge nicht". Beim Bund
umwidmen war schon immer eine Frage der Lobby-Stärke. Für den Regionalverbund
nördlich davon ging"s ja auch.
3. Nicht ¸¸B-10-Ausbau im Queichtal ja oder nein?" ist die
wirkliche Frage, sondern: ¸¸Welche Alternativen hat der Verkehr in der
Südpfalz?" Mit nüchterner Kosten-Nutzen-Rechnung ist längst klar, dass ein
B-10-Ausbau nicht mal einen Trostpreis kriegt. Verantwortliche dürften das
längst wissen. Betonköpfe auch?
4. Der Südpfalz-Berufsverkehr wird besser vom ÖPNV bedient. Für
den muss man endlich was Ordentliches tun. Das kostet nur einen geringen Teil
der Queichtal-Autobahn. Damit wär" das angeblich ¸¸regionale Verkehrsproblem"
weg.
5. Im Interesse zehntausender Anwohner ist auf der vorhandenen
Raser-B 10 längst und dringend nötig: Geschwindigkeitsbeschränkung,
Durchgangs-Lkw-Maut, keine Lkws nachts, und so weiter ...
Überall, auch
in der Südpfalz gibt"s genug Straßen für jede Zukunft.
Alle sind
motorisiert. Die Bevölkerung nimmt nimmer zu. Wo soll ¸¸zunehmender Kfz-Verkehr"
herkommen? Aus Traum-¸¸Prognosen"? Wozu also der Süd- und Südwestpfalz weiter
irre Träume andienen? (...)"
Dr.-Ing. Werner Götz, Landau
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzer Tageblatt
Ausgabe: Nr.273
Datum: Dienstag, den 23. November 2004
Seite: Nr.22
Falls Sie Fragen haben, einfach anrufen.
Kontaktadresse:
BUND
Regionalbüro Pfalz
oder senden Sie uns ein E-Mail: [email protected]
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